Ex-Coach Rangnick leidet mit Hoffenheim

Ralf Rangnick entwickelte einst die TSG 1899 Hoffenheim von einem Provinz-Club zu einem Bundesliga-Verein, ging den weiten Weg aus der Drittklassigkeit bis hin ins Fußball-Oberhaus mit, schaffte es dort gleich im ersten Jahr sensationell zur Herbstmeisterschaft und galt bis zum überraschenden Rücktritt Anfang 2011 als absoluter Erfolgs-Garant. Heute ist der zwischenzeitlich an Burn-out erkrankte Fußball-Professor Sportdirektor bei den Red-Bull-Clubs aus Salzburg und Leipzig und hat den Trainingsanzug gegen den Schreibtisch eingetauscht. Doch wenn der 54-Jährige momentan auf seinen Ex-Club zurückblickt, wird er es im flau in der Magengegend. Seine TSG steht unmittelbar vor dem direkten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga.

„Die sportliche Entwicklung ist aktuell leider so dramatisch, dass Hoffenheim direkt abzusteigen droht. Ehrlich gesagt liegt mir das schwer im Magen“, gab Rangnick zu. Der einstige Projekt-Leiter kennt auch den wahren Grund für den brutalen Absturz der Hoffenheimer: „1899 war immer dann erfolgreich, wenn an der Philosophie, vor allem mit jungen Spielern zu arbeiten, festgehalten wurde. Diesen Weg hat man zuletzt leider verlassen.“ Doch im Gegensatz zu den meisten sieht Rangnick im drohenden Abstieg eine große Chance, den Verein wieder auf Vordermann zu bringen: „Der Abstieg ist für Hoffenheim eine Chance, zu den Wurzeln zurückzukehren.“

Im Gegensatz zur alten Philosophie investierte Vereins-Mäzen Dietmar Hopp im Winter nochmals über zehn Millionen Euro in neues Personal. Neue Spieler und ein neuer Trainer sollten die Wende bringen. Doch auch unter Coach Marco Kurz bleibt der Erfolg aus. Wirklich Leistung von den Winter-Neuzugängen im Trikot der Hoffenheimer bringen nur Torhüter Heurelho Gomes und Abwehrspieler David Abraham.

Rangnick sieht das Hauptproblem aber woanders: „Durch die zuletzt vielen Trainer- und Manager-Wechsel ist Kontinuität verlorengegangen. Darunter hat der Hoffenheimer Weg erheblich gelitten.“ Man glaubt es dem einstigen Erfolgstrainer, dass ihn die momentane Situation seines Es-Vereins schmerzt. Zwei Jahre nach seinem Rücktritt droht das Projekt „vom Provinz-Club zum gestandenen Bundesligist“ zu scheitern. Immerhin beträgt der Rückstand auf Platz 16 und damit auf den Relegationsplatz schon stolze fünf Punkte. Am Samstag beim Aufsteiger Greuther Fürth steigt also bereits ein echtes Endspiel im Kampf um den Relegationsplatz – denn an einen direkten Klassenverbleib glaubt in Hoffenheim fast niemand mehr.

Comments are closed.